Nitzschke, B. (2000)
Das Ich als Experiment.
Essays über Sigmund Freud und die Psychoanalyse im 20. Jahrhundert.
Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht)

 

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Ich habe Ihr Buch "Das Ich als Experiment" gelesen und möchte Sie wissen lassen,
daß es ein hervorragend gutes Werk ist, das ich hoch einschätze.
Ernst Federn -  01. 10. 2003

Bernd Nitzschke ... legt mit "Das Ich als Experiment" den dritten Band mit Essays über Werk und Wirkung Freuds vor. Es sind allesamt Bände, in denen der Autor so sachkundig wie kritisch nachweist, dass Freud kein "Freudianer" war (und weniger dogmatisch, als man heute allgemein glaubt) und dass die psychoanalytische "Bewegung" insgesamt viel facettenreicher und differenzierter gewesen ist, als es heute den Anschein haben mag.
Till Bastian, St. Galler Tagblatt

Mit der Lektüre des Buches nimmt der geneigte Leser an der Archäologie psychoanalytischer Frühgeschichte teil, die vergessene Gründerfiguren zu Tage fördert, wichtige Seitenwege und Passagen aufzeigt und hilft, so manche alten und neuen psychoanalytischen "Legenden" als historischen Irrtum freizulegen. Sie kann jedem nur nachdrücklich empfohlen werden.
André Karger, psychosozial

Die Psychoanalyse – so kann man vielleicht die Quintessenz des Bandes zusammenfassen – sei weder `rein´ noch `tendenzlos´ und schon gar nicht im kruden, positivistischen Sinn `wissenschaftlich´, sie sei vielmehr ein offenes, gewagtes und zuweilen auch unsicheres Unternehmen, ein `Experiment´ eben, das sich gegenüber neuen Erfahrungen und Erkenntnissen nicht immunisieren darf. ... Die Texte vergegenwärtigen ein Stück Zeit- und Theoriegeschichte, aber nicht in geglätteter, gesetzter Form. Nitzschke will kein Chronist im üblich wertfreien Sinn sein, er nimmt Stellung, greift an, bezieht klar und deutlich Position, vor allem gegen die Ausgrenzer und Vereinseitiger, die der Geschichte der Psychoanalyse ihren Stempel aufgedrückt haben, wie der Freud-Biograph Ernest Jones.
Wolfgang Martynkewicz, Psychoanalyse – Texte zur Sozialforschung

Dieser informative und sehr lesenswerte Band beschreibt in seinem ersten Teil den Lebensweg mehrerer Dissidenten. Das ist ein höchst verdienstvolles Unterfangen, da sie alle wichtige Beiträge zur Entwicklung der psychoanalytischen Theorie geliefert haben ... Im zweiten Teil seiner Essays beschäftigt sich Bernd Nitzschke mit der "Zerstörung der deutschen und der psychoanalytischen Kultur" durch die Nationalsozialisten. ... Am Ende des empfehlenswerten Bandes ... beschäftigt sich Bernd Nitzschke mit der Zukunft der Psychoanalyse. Das Denken in unversöhnlichen Gegensätzen zu überwinden ist für ihn die notwendige Voraussetzung, damit das Realität werden kann, was er als zentrale Aufgabe der Psychoanalyse sieht.
Karl Unger, Westdeutscher Rundfunk

Als ausgezeichneter Stilist versteht es Nitzschke komplizierte Sachlagen und vielschichtige Beziehungsstrukturen in einer auch für den nicht-psychoanalytisch geschulten Leser verständlichen Sprache darzustellen. Seine Aufsätze sind im besten Sinne psychoanalytisch, die Interpretationen reichen nie weiter, als es das in der Recherche zu Tage geförderte Material erlaubt, sie stellen die Akteure nicht bloß, sondern geben feinfühlige Einblicke in die verschwiegene personale psychoanalytische Beziehungsgeschichte. In der heutigen Zeit, in der kurzlebige psychoanalytische Publikationen vorherrschen, ... bestechen sie durch ihren Ernst, ihre Aufrichtigkeit und Offenheit. ... Sie zeigen, was Psychoanalyse zwar nie ganz war, aber der Möglichkeit nach hätte sein und werden können, eine gleichermaßen kritische wie selbstkritische Wissenschaft. Schon deshalb ist es ein empfehlens- und lesenswertes Buch.
Siegfried Zepf, Werkblatt – Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik

Nitzschke wendet sich dem Unangenehmen, Verdrängten, Verleugneten in der Psychoanalyse zu – in echter Tradition mit Sigmund Freud, der auf der Wahrheitssuche die Auseinandersetzung mit dem Unzeitgemäßen nicht gescheut hatte. Nitzschke deckt dort historische Fakten auf, wo die unbequeme Wahrheit durch Moralisieren abgewehrt wird. Es macht Freude, Nitzschke in seiner sachlichen, spannenden und zugleich humorvollen Argumentation zu folgen.
Arnold Frauenfelder, Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse

Nitzschke calls on the integrative power of psychoanalytic theory itself: Bringing back to conscience the darker chapters of history and accepting them enables us to get a more complete picture. It is this passionate belief underlying all of the essays that makes them such a pleasant and convincing collection. … For everybody interested in a lively and substantiated debate on psychoanalysis, these essays will definitely be a most invigorating treat.
Gesine Grossmann, Newsletter of the European Society for the History of the Human Sciences

... weil Nitzschke ... eine gute Kentnnis des gutbürgerlichen österreichischen Milieus der ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beweist, aus dem die "neurosis austriaca", diese Mischung aus Größenphantasien, Zerstörungswünschen und morbiden Sehnsüchten erwuchs ... Abgesehen von diesem Österreichbezug ist Nitzschkes Essays zugute zu halten, dass er unablässig bestrebt ist, die psychoanalytische Methode auf die Psychoanalytiker anzuwenden, um dadurch idealisierenden und verdrängenden, projizierenden und nihilisierenden Geschichtsbildern über die Psychoanalyse entgegenzuwirken. Er schafft sich dadurch nicht unbedingt Freunde, trägt aber wesentlich dazu bei, die Seriosität dieser Wissenschaft zu bewahren.
Anton Szanya, Der Freidenker - Zeitschrift für wissenschaftliche Weltanschauung

Bernd Nitzschke unternimmt nun den faszinierenden Versuch, die Ambiguität des Ichbegriffs im Hinblick auf seine Abgründe, die Fragilität der modernen Subjektivität, nachzuzeichnen, wie sie sich in der Geschichte der psychoanalytischen Erforschung des Ichs darstellt und diese Rekonstruktion auch auf die Theorieentwicklung der Psychoanalyse im 20. Jahrhundert als kollektive wissenschatfliche "Ichentwicklung" anzuwenden, wobei er deren spezifische Tendenz zu destruktiven Wiederholungszwängen als eine der Ambiguitäten der individuellen und der kollektiven Ichentwicklung nicht ausspart. In bewährter Manier, die wir aus seinen früheren Texten kennen, folgt er dabei den Spuren der vergessenen Dissidenten der psychoanalytischen Bewegung H. Silberer, S. Spielrein, O. Groß, O. Fenichel und W. Reich. ... Dabei kommt ein Untergrundgewebe der vorherrschenden psychoanalytischen Theoriebildung zum Vorschein, das die Verlustgeschichte, die Geschichte des Mangels an theoretischer Reflexion im Begriff des Ichs historiographisch zugleich festhält wie auch rettet ...
Rolf-Peter Warsitz, Freie Assoziation

Wie ein Detektiv dringt Nitzschke in das Wien der vorletzten Jahrhundertwende ein und lässt den Leser zum Zeitzeugen werden ... Vorbildlich für die Geschichtsschreibung anderer Teildisziplinen der Medizin oder der Psychologie rekonstruiert Nitzschke nicht einfach den vermeintlich strahlenden Siegeszug einer bestimmten Disziplin, in diesem Falle der Pschoanalyse im 20. Jahrhundert, sondern arbeitet in aller Deutlichkeit auch deren Schattenseiten mit heraus.
Christoph Klotter, psychomed

Nitzschke wendet sich dem Unangenehmen, Verdrängten, Verleugneten in der Psychoanalyse zu – in echter Tradition mit Sigmund Freud, der auf der Wahrheitssuche die Auseinandersetzung mit dem Unzeitgemäßen nicht gescheut hatte. Nitzschke deckt dort die historischen Fakten auf, wo die unbequeme Wahrheit durch Moralisieren abgewehrt wird. Es macht Freude, Nitzschke in seiner sachlichen, spannenden und zugleich humorvollen Argumentation zu folgen.
Ortrud Gutjahr in: Frank Wedekind – Bibliographie: Literaturpsychologie 1997 – 1999